Geschäftskonten für Freiberufler


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Tobias Dierich 16 Jul, 2020  ·  8 min Lesezeit

Auch wenn es für Freiberufler grundsätzlich keine gesetzliche Verpflichtung gibt, ein separates Konto für geschäftliche Aktivitäten zu nutzen, ist es in den meisten Fällen auch beim Konto sinnvoll, privates und geschäftliches zu trennen.

Ein separates Geschäftskonto sorgt nicht nur für eine einfachere Buchhaltung, sondern macht es auch deutlich einfacher den Überblick über die Finanzen zu behalten.

Durch den Boom von FinTech-Startups in den letzten Jahren ist gerade für Freiberufler und Selbständige das Angebot an verschiedenen Kontenmodellen stark gewachsen.

Mittlerweile haben auch viele große Banken nachgezogen und bieten neue Kontomodelle für verschiedene Nutzungszwecke an.

Wir erklären dir in diesem Beitrag den Unterschied zwischen einem Privat- und einem Geschäftskonto und vergleichen verschiedene Angebote diverser klassischer Banken und FinTech-Startups.

FinTech-Startups locken ihre Kunden mit modernen Features

Unterschied Privatkonto und Geschäftskonto

Eine naheliegende Überlegung beim Eintritt in die Selbständigkeit ist häufig, ein zweites Privatkonto bei der Hausbank zu eröffnen da diese meistens kostenlos zu haben sind.

Dagegen spricht jedoch in der Regel, dass Banken in ihren AGB die Nutzung von Privatkonten für geschäftliche Zwecke ausschließen.

Also muss in aller Regel ein Geschäftskonto her. Jedoch fällt hier schnell auf, dass es nur wenige kostenlose Geschäftskonten gibt.

Üblicherweise berechnen Banken für Geschäftskonten eine monatliche Kontoführungsgebühr – meist weniger als 20 Euro pro Monat – und eine zusätzliche Gebühr für jede Buchung.

Beispiel: Die Kontoführungsgebühr beläuft sich auf 10 Euro pro Monat. Die Gebühr für Buchungen beläuft sich auf 0,1 Euro. Bei monatlich 10 eingehenden Überweisungen und 40 ausgehenden Überweisungen entspricht dies monatlichen Kosten von:

10 Euro + (10 + 40) * 0,1 Euro = 15 Euro

Neben den Gebühren gibt es jedoch noch weitere Punkte, in denen sich ein Geschäftskonto von einem Privatkonto unterscheidet. Häufig bieten Geschäftskonten im Vergleich erweiterte Funktionen an.

Darunter fällt häufig die Möglichkeit Lastschriften von Kunden einzuziehen. Dies kann insbesondere dann nützlich sein, wenn du regelmäßig wiederkehrende Rechnungen, z. B. monatliche Hosting-Abrechnung, stellst.

Außerdem bieten Geschäftskonten zusätzliche Export-Funktionen für Kontoaktivitäten und erweiterte Schnittstellen (EBICS, HBCI, etc.). Diese Funktionen ermöglichen eine möglichst einfache und weitestgehend automatisierte Buchhaltung.

Klassische-Konten vs. Online-Konten

Wie eingangs bereits erwähnt, haben FinTech-Startups in den letzten Jahren viele neue Angebote für Freiberufler und Selbständige geschaffen. Doch wie unterscheiden sich die Online-Konten von Konten von etablierten Banken?

Einlagensicherung

Zunächst ist zu beachten, dass die wenigsten FinTech-Startups eine eigene Banklizenz besitzen. Das bedeutet, dass sie nicht selbst dein Geld verwalten, sondern mit einer Bank kooperieren, die das Geld verwaltet und auch absichert. Bezüglich der Sicherheit deines Geldes musst du dir also bei FinTechs keine Sorgen machen.

Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine große Bank insolvent geht, deutlich geringer als bei einem Startup. Daher solltest du trotz Einlagensicherung diesen Aspekt nicht außer Acht lassen.

Funktionen

Die Funktionen sind wohl der wichtigste Punkt, indem sich die FinTechs von den klassischen Banken unterscheiden.

Bei den klassischen Banken wie Sparkasse, VR Bank, etc. bekommst du genau das, was du von einem Bankkonto erwartest: Du kannst dein Geld verwalten, Zahlungen erhalten und tätigen.

Viele FinTechs wie Kontist oder Penta bieten dir darüber hinaus noch viele weitere Funktionen wie beispielsweise eine automatisierte Buchhaltung, Ausgabenmanagement oder Rechnungsstellung.

Kosten

Anders als bei den großen Banken, findet man bei den FinTechs vereinzelt sogar noch Kontomodelle, die kostenlos sind. Jedoch ist dann der Funktionsumfang meist stark eingeschränkt.

Generell lässt sich aber sagen, dass die Geschäftskonten bei FinTechs etwas günstiger sind als bei den großen Banken.

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Klassische-Konten im Vergleich

Auch zwischen den klassischen Banken gibt es diverse Unterschiede. Zunächst solltest du dir überlegen, ob du einen direkten Ansprechpartner vor Ort benötigst oder dir eine Online-Beratung genügt.

Genügt dir ein Online-Kontakt, bieten dir Direktbanken, das sind Banken ohne Filialen, häufig bessere Konditionen als Filialbanken.

Ein weiterer wichtiger Entscheidungsfaktor für eine Bank ist die Abhängigkeit von Bargeld im Geschäftsalltag. Kannst du auf Bargeld nicht weitestgehend verzichten, empfiehlt sich die Wahl für Filialbank, da diese häufig über ein größeres Geldautomatennetz verfügen.

Sparkasse

  • Webseite: sparkasse.de
  • Kontoführungsgebühr: Unterschiedlich je nach Sparkasse
  • Gebühr pro Buchung: Unterschiedlich je nach Sparkasse

Die im Privatumfeld wohl am bekannteste Bank, die Sparkasse, bietet auch für Unternehmen und Freiberufler Geschäftskonten an.

Da die Sparkassen jedoch in Regionen organisiert sind, z. B. Sparkasse Karlsruhe, Sparkasse München, etc., bieten die einzelnen Sparkassen auch verschiedene Leistungen zu unterschiedlichen Preisen an.

Der große Vorteil der Sparkassen ist ganz klar das riesige Filialnetz und die persönliche Beratung vor Ort.

Dazu erhält man ein Standard-Konto ohne große Extra-Funktionen zu einem durchschnittlichen Preis.

Volksbank

  • Webseite: vr.de
  • Kontoführungsgebühr: Unterschiedlich je nach Volksbank
  • Gebühr pro Buchung: Unterschiedlich je nach Volksbank

Wie auch die Sparkassen punkten die Volksbanken mit ihrem riesigen Filialnetz. Quasi in jeder kleineren Stadt findet sich eine Filiale und Geldautomaten die von den Kunden kostenlos genutzt werden können.

Der Vorteil eines persönlichen Ansprechpartners bei den Filialbanken kommt insbesondere dann zu tragen, wenn es um individuelle Angebot oder um die Kreditvergabe geht.

Große generelle Unterschiede zwischen Volksbank und Sparkasse gibt es jedoch nicht. Wer eine der beiden Banken ins Auge fasst, sollte daher die lokalen Angebote miteinander vergleichen.

netbank

  • Webseite: netbank.de
  • Kontoführungsgebühr: 4,85 Euro pro Monat
  • Gebühr pro Buchung: 0,15 Euro (10 inklusive)

Anders als die zuvor genannten Banken handelt es sich bei der netbank nicht um eine Filialbank, sondern um eine Direktbank. Das bedeutet, dass die netbank kein eigenes Filial- und Geldautomatennetz betreibt.

Damit gehen für die Bank deutlich geringere Kosten einher, welche direkt an die Kunden weitergegeben werden. Daher finden sich bei Direktbanken häufig preislich sehr attraktive Kontenmodelle.

Wer doch einmal Bargeld benötigt, erhält dieses an weltweit 2,5 Millionen MasterCard-Geldautomaten. Jedoch ist nur die erste Abhebung kostenlos, jede weitere kostet 3 Euro.

Bargeldeinzahlungen sind nur bei Partnerbanken möglich und können mehrere Tage benötigen bis sie verbucht sind.

Für Freiberufler und Selbständige, die auf Bargeld angewiesen sind, insbesondere wenn sie Bargeldzahlungen von Kunden annehmen, ist dieses Konto daher nicht zu empfehlen.

Die Kontenmodelle der klassischen Banken im Vergleich

Online-Konten im Vergleich

Die FinTech-Startups locken ihre Kunden mit modernen Features und attraktiven Preisen.

Gerade für Freiberufler sind die Kontenmodelle der FinTechs besonders attraktiv, da nur die wenigsten auf Bargeld angewiesen sind und die vielen praktischen Funktionen eine echte Erleichterung darstellen.

Penta

  • Webseite: getpenta.com
  • Kontoführungsgebühr: Ab 9 Euro pro Monat
  • Gebühr pro Buchung: 0,20 Euro (100 inklusive), eingehende kostenlos

Das Penta-Konto zeichnet sich insbesondere durch viele praktische Funktionen für Mitarbeiter aus. Du kannst für jeden Mitarbeiter eine sogenannte Firmenkarte beantragen, mit dem der Mitarbeiter online und offline zahlen kann.

Dabei verlierst du nie den Überblick wer welche Dinge gekauft hat. Zusätzlich kannst du für jede Karte individuelle offline und online Limits festlegen.

Außerdem kann Peta alle Buchungen automatisch mit deinem Buchhaltungsprogramm wie z. B. DATEV synchronisieren. Dadurch können alle Rechnungen und Ausgaben automatisch als bezahlt markiert werden.

Je nach Tarif sind einige Bargeldabhebungen monatlich kostenlos, zusätzliche Abhebungen werden mit 2,50 Euro berechnet. Bargeldeinzahlungen sind jedoch gar nicht möglich.

fidor

  • Webseite: fidor.de
  • Kontoführungsgebühr: 5 Euro pro Monat, ab 11 Transaktionen/Monat kostenlos
  • Gebühr pro Buchung: kostenlos

Bei Fidor handelt es sich wie bei der netbank um eine Direktbank mit eigener Banklizenz. Sie fällt daher eigentlich nicht in die Kategorie der FinTech-Startups, bietet jedoch mit ihren Kontenmodellen ähnliche Funktionen wie diese.

Bei Fidor erhält man eines der günstigsten Angebote: gerade einmal 5 Euro Kontoführungsgebühr wird monatlich fällig. Wer mehr als 10 Transaktionen pro Monat verbucht, zahlt sogar gar nichts.

Für online Zahlungen ist bei Fidor eine kostenlose digitale Debit-Kreditkarte inklusiv. Wer auch offline zahlen möchte, erhält für monatlich 3 Euro eine physische Karte.

Eine Besonderheit bei Fidor ist, dass Fidor als eigenständige Bank auch Kredite vergeben kann. Dadurch hast du bei Liquiditätsengpässen die Möglichkeit, innerhalb weniger Minuten einen "Speed-Dispo" von maximal 3.000 Euro zu erhalten.

N26

  • Webseite: n26.de
  • Kontoführungsgebühr: kostenloses Basismodell
  • Gebühr pro Buchung: kostenlos

Mit mehr als 5 Millionen Kunden ist N26 das größte Mobile-Banking FinTech aus Deutschland. Neben den beliebten Konten für Privatpersonen bietet N26 auch Konten für Selbständige und Freiberufler an.

Als einzige Bank in unserem Vergleich erhält man bei N26 ein bedingungslos kostenloses Basiskonto. Wer mehr Funktionen benötigt kann eines der beiden kostenpflichtigen Konten für 9,90 Euro bzw. 16,90 Euro wählen.

Highlight bei N26 ist die große Anzahl an möglichen Unterkonten. Diese erleichtern es enorm den Überblick über die Finanzen zu behalten und beispielsweise ein separates Rücklagenkonto für Steuerzahlungen einzurichten.

Die Kontenmodelle der FinTechs im Vergleich