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Für viele Freiberufler geht mit dem Schritt in die Selbstständigkeit ein Traum in Erfüllung. Ohne direkten Vorgesetzten und mit freier Zeiteinteilung zu arbeiten, sind große Vorteile und steigern die Lebensqualität. Beim Thema Finanzen zeigt sich jedoch schnell die Kehrseite, wenn nicht mehr wie gewohnt ein festes, monatliches Gehalt eingeht.
Jedem Freelancer ist deshalb frühzeitig anzuraten, sich mit einem adäquaten Stundensatz für das eigene Leistungsangebot auseinanderzusetzen. Im Folgenden zeigen wir dir, worauf du achten solltest und wie du einen angemessenen Stundensatz berechnen kannst. Außerdem kannst du weiter oben mit unserem Stundensatzrechner deinen persönlichen Stundensatz als Freiberfuler*in oder Selbstständige*r berechnen.
Pauschal gibt es natürlich keinen Eurobetrag, den jeder Freiberufler als Stundenlohn ansetzen kann. Zu vielfältig sind die Tätigkeiten vom Künstler über den Fitnesscoach bis zur Hebamme, die als freie Berufe ausgeübt werden können. Bei etablierten Standesberufen wie Ärzten oder Rechtsanwälte sorgen Gebührenordnungen für klare Rahmenwerte bei der Abrechnung. In anderen Berufsgruppen sind folgende Faktoren zu bedenken:
Im Laufe der Berufsjahre tritt die formale Ausbildung in den Hintergrund. Dass du über Jahre hinweg erfolgreich freiberuflich tätig warst, hebt die Qualität du deiner Arbeit hervor. Mit der Zeit solltest du deshalb einen höheren Satz einfordern, den du mit deinem erworbenen Know-How begründen kannst.
Wie bei einem größeren Unternehmen spielt die Marktsituation in die Berechnung deines Stundensatzes ein. Im Falle einer großen regionalen Konkurrenz lohnt es, durch attraktivere Preise Neukunden zu gewinnen. Die Nachfrage ist ein genauso wichtiger Faktor, gerade IT-Freiberufler können dies für hohe Stundenlöhne nutzen.
Zuletzt spielt natürlich auch deine Qualifikation eine Rolle. Mit steigender Berufserfahrung und entsprechenden Referenzen sinkt die Bedeutung deiner Ausbildung jedoch ab. Zu Beginn deiner Karriere als Freiberufler kann deine Ausbildung aber einen Anhaltspunkt für einen angemessenen Stundensatz liefern.
Letztlich gibt es bei allen genannten Faktoren nur einen echten Maßstab: Am Ende des Monats muss das Geld des Freelancers zum Überleben reichen. Es empfiehlt sich deshalb, bei der Kalkulation rückwärts zu denken und vom tatsächlichen, monatlichen Bedarf auszugehen. Vor dem Einstieg in den Freiberuf ist eine genaue Berechnung notwendig, wie viel Geld monatlich für Miete, Nebenkosten, Versicherungen, Einkäufe und mehr bereitstehen muss.
Ausgehend vom ermittelten Nettobetrag lässt sich der benötigte monatliche Bruttolohn errechnen. Hieraus lässt sich der persönliche Stundenlohn herleiten, indem einfach durch die Anzahl der Arbeitsstunden pro Monat geteilt wird. Dieser Wert ist individuell festzulegen, viele Freiberufler kommen dabei nicht mit ihrer gewohnten Stundenzahl als Angestellter aus. Hier ist individuell zu prüfen, wie hoch die maximale Arbeitsbereitschaft in Wochenstunden ist, damit andere Lebensbereiche nicht zu kurz kommen.
Wie angedeutet, gibt es keinen pauschalen Richtwert für den perfekten, freiberuflichen Stundenlohn. Einige grobe Richtwerte gibt es dennoch. Orientiert am gesetzlichen Mindestlohn vieler Branchen ist eine absolute Untergrenze des Stundenlohns zwischen 28 und 30 Euro ratsam. Der Nettostundenlohn nach allen Abzügen läge in diesem Fall zwischen 18 und 20 Euro. Bei einer monatlichen Arbeitszeit von 140 Stunden wären dies 2.800 Euro.
Der genannte Wert orientiert sich am Mindest-, nicht am Durchschnittslohn in Deutschland. Um diesen zu erreichen, sollte der stündliche Satz zwischen 55 und 60 Euro betragen. Bei höherer Qualifikation und entsprechender Nachfrage auf Kundenseite dürfen es auch 80, 100 oder 120 Euro sein. Gerade bei Fachkräften im IT-Umfeld ist der obere Bereich bei entsprechender Qualifikation der richtige Einstiegspunkt.
Wie jeder Erwerbstätige sind Steuern und Abzüge beim angesetzten Stundenlohn zu bedenken. Der steuerliche Aspekt ist bei der Kalkulation am besten zu vernachlässigen. Wenn du aus einer Festanstellung in den Freiberuf wechselst, sollte das benötigte Nettoeinkommen pro Monat dein Maßstab für den Stundensatz sein. Bei diesem ist der steuerliche Anteil bereits abgezogen worden.
Anders sieht es bei der Sozialversicherung aus. Viele Freiberufler sind weiterhin pflichtversichert und zahlen in die gesetzliche Renten- und Pflegeversicherung ein. Die Option zum Wechsel in die private Krankenversicherung steht jedem Freelancer offen, die meisten Verbleiben trotzdem bei einer gesetzlichen Krankenkasse. Kranken- und Pflegeversicherung sorgen aktuell zusammen für einen Abzug von 18,00 Prozent du deiner Bruttoeinnahmen, manche Krankenkassen fordern einen Zusatzbeitrag ein.
Achtung: Während bei Angestellten der Prozentsatz circa hälftig vom Arbeitgeber übernommen wird, zahlst du diesen als Freelancer komplett aus eigener Tasche. Eine Ausnahme bilden Künstler und Publizisten, bei denen die Künstlersozialkasse (KSK) formal die Rolle des Arbeitgebers einnimmt.
Ein privater Volltarif zur Krankenversicherung ist denkbar, sorgt im Laufe des Lebens jedoch fast immer für stark steigende Beiträge. Da das private System keine Familienversicherung kennt, ist diese Option vor allem Singles anzuraten. Auch die Rückkehr vom privaten ins gesetzliche System ist nicht mehr so einfach möglich.
Zu beachten ist auch, dass Freiberufler in der Regel nicht ihre gesamte Arbeitszeit in Rechnung stellen können. Regelmäßig fallen auch Aufgaben wie Buchhaltung, Projektakquise, etc. an, die nicht bezahlt werden. Im Schnitt sind somit nur 70 bis 80 Prozent der Arbeitszeit eines Freiberuflers abrechenbar.
Ob Krankheit, Unfall oder eine Woche Urlaub mit der Familie – ein Freelancer kann nicht jeden Tag seines Lebens arbeiten. Genau dies ist bei der Kalkulation des stündlichen Satzes zu berücksichtigen. Das Leben bringt viele unerwartete Situationen mit sich, auf die ein Freelancer finanziell vorbereitet sein sollte. Dies kann sich durch das Aufbauen einer kleinen Rücklage im Laufe der Jahre ergeben. Auch deshalb empfiehlt es sich, den präzise kalkulierten Stundenlohn noch etwas höher anzusetzen und so finanziellen Spielraum für das Ungewisse zu gewinnen.
Wichtiger Tipp: Regelmäßige Prüfung der Kostenseite.
Bei allen Überlegungen rund um die Einnahmenseite sollten Freiberufler nie die Ausgaben vergessen. Egal, ob diese privat oder mit Berufsbezug stattfinden, eine regelmäßige Überprüfung ist ratsam. Vom Versicherungsschutz über den Stromanbieter bis zu alltäglichen Käufen gibt es viele Stellschrauben, um Kosten einmalig und fortlaufend zu senken. Dies wirkt sich indirekt auf das monatliche Einkommen aus, schließlich sind deine Einnahmen nicht automatisch dein Gewinn. Anfangs sollte hier strenger kalkuliert werden, nach Etablierung als Freelancer ist manch kleiner Luxus natürlich erlaubt.